Liebe Menschen der Community,
Wir als CSD Jena Bündnis haben uns zusammengesetzt und diesen Text verfasst, welches sich auf die Entwicklungen des Bündnisses bezieht und welches darlegen soll, wo wir als Gruppe aktuell stehen. Im Folgenden werden wir uns auch zu den Ereignissen um und an der CSD Jena Demo 2022 selbst äußern und darlegen, welche (persönlichen) Folgen dies für uns als Gruppe und Einzelne hatte.
Nach einer längeren Pause haben wir als Gruppe uns in einen gemeinsamen Prozess der Aufarbeitung begeben, um unser politisches Arbeiten, Handeln und Denken neu zu formen und zu reflektieren. Dabei war es wichtig, verschiedenen Emotionen Raum zu geben, die dieser – durchaus wichtige – Konflikt in Einzelnen ausgelöst hat. Wir bitten um Verständnis, dass allein deshalb der Aufarbeitungsprozess länger dauerte, da alle Seiten beleuchtet und diskutiert werden mussten.
Unverkennbar ist die Tatsache, dass jede politische Arbeit, insbesondere in Bündnissen, Gruppierungen, etc. stetig hinterfragt und reflektiert werden darf, weshalb Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten sicherlich produktiv sein können und auch selbstverständlich Raum finden sollten. Wir als CSD sind in jedem Fall bereit für Gespräche und Diskussion.
Allerdings sollten sich alle Beteiligten nicht nur die Frage stellen, ob Dinge kritisiert werden, sondern auch wie und welchen Umgang mit solchen Situationen gepflegt wird. In diesem Fall hat die Umsetzung eines zu erreichenden politischen Ziels dazu geführt, dass es einigen Personen aus dem Bündnis so schlecht ging, dass wir insgesamt lange als Gruppe handlungsunfähig waren. Deshalb ist hier fraglich, ob irgendein Ziel erreicht wurde, außer ein Bündnis als solches auszusetzen, welches sich für sehr wichtige Dinge einsetzt, auch wenn dies nicht immer im Sinne aller gelingt.
Wichtig ist uns ein transparenter, respektvoller und reflektierter Umgang mit Meinungsverschiedenheiten, an dem wir auch als CSD Jena Bündnis arbeiten wollen – gemeinsam mit jeder einzelnen Person, die interessiert ist, sich zu beteiligen. Das CSD Jena Bündnis ist eine jährlich neu formierte Gruppe, die bewusst eine Vielzahl von Perspektiven vertritt, jedoch auch Lücken aufweist. Wir sind kein Verein, sondern ein offener Zusammenschluss von Personen und Organisationen aus dem queeren Spektrum, der sich regelmäßig überarbeitet, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Unsere Arbeit erfolgt ausschließlich ehrenamtlich und greift an manchen Stellen auf Ressourcen hauptamtlicher Strukturen zurück.
Wir laden alle dediziert queeren Personen und Organisationen ein, sich am CSD Jena Bündnis zu beteiligen und mitzugestalten. Wir arbeiten immer noch daran, die unterschiedlichen Perspektiven und Standpunkte zu diesem emotional belastenden Vorfall auf dem CSD Jena 2022 zu verstehen. Trotzdem haben wir aus diesem Vorfall wichtige Learnings und Awareness-Momente gewonnen, die Konsequenzen für unsere zukünftige Planung haben.
Da wir über keine eigenen Gelder verfügen, finanzieren wir uns über öffentliche Fördermittel und vereinzelt über Privatspenden, deren Herkunft aus Ressourcengründen nur 2 rudimentär prüfbar ist. Unsere Arbeit wird von der Leidenschaft angetrieben, einen CSD umzusetzen und die Sichtbarkeit der LGBTQIA*-Community in Jena zu erhöhen.
Wir haben noch offene Fragen, die wir gemeinsam diskutieren müssen, wie z.B. den Umgang mit Parteien im Bündnis, den Umgang mit privaten Spenden und öffentlichen Geldern sowie den Umgang mit Störmomenten und den Instrumenten zur (De-)Eskalation. Wir möchten als Bündnis transparent, respektvoll und reflektiert mit Meinungsverschiedenheiten umgehen und daran arbeiten, gemeinsam mit jeder einzelnen Person, die interessiert ist sich zu beteiligen.
Daher wollen wir mit euch bei einer Podiumsdiskussion ins Gespräch kommen. Diese Veranstaltung zielt darauf ab, verschiedene Perspektiven und Ansichten zu beleuchten und einen offenen Dialog über den CSD Jena zu führen. Genauere Informationen werden wir bald bekannt geben.
Unser Appell an die LGBTQIA*-Community ist, dass wir nicht gegeneinander arbeiten, indem wir uns gegenseitig die Arbeit erschweren, sondern gemeinsam an unseren Zielen arbeiten. Wir sollten bereit sein, unsere Horizonte zu erweitern, auch wenn dies Konflikte bedeutet kann, denn so können wir als Community an der Aufgabe der queeraktivistischen Arbeit wachsen.