Forderungen des CSD Jena
In diesem Jahr jährt sich der Ursprung der CSDs zum 50ten Mal: In mehrtägigen Straßenschlachten wehrten sich im Juni 1969 Menschen gegen willkürliche Polizeirazzien und diskriminierende Gesetze. Seitdem ist viel erreicht, doch auch heute noch müssen wir gemeinsam auf die Straße gehen, um weiter für gleiche Rechte und Akzeptanz zu kämpfen.
In zahlreichen Ländern werden lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, intergeschlechtliche und queere Menschen diskriminiert, verfolgt oder mit dem Leben bedroht. Für sie muss Deutschland ein sicherer Zufluchtsort sein. Gleichzeitig muss die Bundesregierung alle Bestrebungen unternehmen, LSBTIQ* in ihren Heimatländern zu unterstützen und Akzeptantprojekte vor Ort fördern.
Zahlreiche ehrenamtliche Projekte kümmern sich in Jena und Thüringen um die Belange von LSBTIQ*. Sie sollen durch politische und verwalterische Rahmenbedingungen unterstützt und finanziell abgesichert werden, um eine professionelle, kontinuierliche Arbeit zu ermöglichen. So kann Vielfalt von LSBTIQ* auch in Jena sichtbar gemacht werden, Akzeptanz gefördert und Diskriminierung begegnet werden.
Kulturelle und unterstützende Angebote für LSBTIQ* sollen allen Altersgruppen zugutekommen.
Gemeinsame Forderungen der CSD's Thüringen
Diskriminierung steht leider auch heute noch in vielen Bereichen des Lebens auf der Tagesordnung. Insbesondere junge Menschen erfahren im Alltag Beleidigungen und auch körperliche Gewalt. Um psychischen Beeinträchtigungen bis hin zu suizidalen Gedanken vorzubeugen, fordern wir die Schaffung und Vernetzung von Beratungs- oder auch Anlaufzentren für LGBTIQ*-Menschen in Thüringen.
Erziehung und die Vermittlung von Toleranz beginnt in Familie, Kita und Schule. Aus diesem Grund fordern wir die Sensibilisierung von Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen und PädagogInnen für einen angemessener und diskriminierungsfretien Umgang mit den Kindern in unserer Gesellschaft. Vielfältige (queere) Lebensentwürfe und -konzepte sollen in Unterrichtsmaterialien und -fächern aufgezeigt werden sowie von LehrerInnen thematisiert und eingebunden werden.
Für uns ist Familie dort, wo Menschen aus gegenseitiger Liebe füreinander und gegebenenfalls auch für Kinder und alte Menschen Verantwortung übernehmen. Das ist unabhängig vom Geschlecht oder der Anzahl der Personen, die eine Familie sein wollen. Daher fordern wir auch, dass das Abstammungsrecht daran und an die neuen Möglichkeiten zur Zeugung von Kindern angepasst wird.
Das Transsexuellengesetz drängt transidente und intersexuelle Personen dazu, dem Gericht ihr Gefühl der Geschlechtszugehörigkeit über drei Jahre hinweg dokumentarisch offenzulegen sowie zwei kostspielige Gutachten vorzuweisen, um Namen oder Personenstand ändern zu lassen. Wir fordern eine Reform des TSG, in das Selbstbestimmungsrecht von Trans- und Intermenschen beachtet wird!
Artikel 3 der Verfassung sichert die Gleichheit vor dem Gesetz. Wir fordern, dass dieser um das Verbot der Diskriminierung aufgrund der geschlechtlichen und sexuellen Identität erweitert wird. Das wäre eine deutliche Verbesserung für die juristische Anerkennung in Fällen von Herabsetzungen queerer Menschen und würde gleichzeitig den Weg zu einer neuen gesellschaftlichen Debatte zu diesen Themen öffnen.
Sogenannte Konversionstherapien geben unter dem Mantel pseudowissenschaftlicher Heilung vor, gleichgeschlechtliche Orientierungen als „psychische Störungen“ kurieren zu können. Sexuelle Orientierungen sind jedoch ausdrücklich nicht-krankhaft und bedürfen daher auch keiner Behandlung. Wir fordern ein Ende der Stigmatisierung und Pathologisierung von LSBTIQ* – Identitäten durch Konversionstherapien!
Neben dem persönlichen Ereignis, das eine HIV-Infektion darstellt, geht damit auch heute immer noch ein Verlust gesellschaftlicher Teilhabe einher. HIV-positive Menschen werden immer noch vielfältigen Diskriminierungen ausgesetzt. Diese muss auf gesellschaftlicher wie auf rechtlicher Ebene bekämpft werden.
Intersexualität bei Säuglingen ist keine Störung der Geschlechterordnung und keine pathologische Störung, die einer Behandlung bedarf. Genitale Anpassungsoperationen und Hormonbehandlungen an Säuglingen und Kindern stellen eine vorgetäuschte äußerliche Normierung des Geschlechts dar. Sie bergen hohe medizinische Risiken unter denen die Betroffenen meist ihr ganzes Leben lang leiden. Wir fordern das Ende geschlechtsvereindeutigender Operationen an Säuglingen und Kindern!